Mütter mit kognitiv eingeschräkten Fähigkeiten, Entwicklungsdefiziten, Beeinträchtigungen in der sozial-emotionalen Entwicklung und/oder ggf. psychischen Belastungen oder Auffälligkeiten sind nicht weniger in der Lage, selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und ihre Kinder zu versorgen, zu fördern und zu erziehen.
Entsprechend diesem inklusiven Selbstverständnis ist der strukturelle, zeitliche und pädagogische Rahmen im TANDEM gestaltet und das didaktische Vorgehen der Fachkräfte in der Arbeit mit den Müttern und ihren Kindern angelegt.
In der Inklusivpädagogischen Intensivgruppe für Mutter und Kind TANDEM werden die Mütter in allen Bereichen der täglichen Pflege, Versorgung, Betreuung, Erziehung und Förderung ihrer Kinder engmaschig, wenn erforderlich im 1:1 Kontakt, am Tag und in der Nacht begleitet.
Die Mütter werden entsprechend ihrer Lernfähigkeit bzw. ihres Lerntempos sowie ihrer Kompetenzen und Anliegen kleinschrittig und methodisch abgestimmt in den Bereichen
Pflege, Versorgung, Betreuung und Erziehung
Altersgerechte Förderung
Wahrnehmung und Befriedigung kindlicher Bedürfnisse
Mutter-Kind-Interaktion und Förderung/Stärkung der Mutter-Kind-Beziehung
Körperliche und seelisch-emotionale Gesundheit
Persönlichkeitsentwicklung
Lebenspraktische und Alltagsanforderungen
Alltagsgestaltung und -organisation
Tages- und Wochenstruktur
Finanzen
Ämter- und Behördenangelegenheiten
Beschäftigung, Arbeit, Ausbildung, Schule
Elternschaft sowie Partnerschaft
Perspektiventwicklung angeleitet, unterstützt, gefördert und/oder beraten.
Auf Grundlage dieser Arbeit werden unter Berücksichtigung ihrer individuellen Ressourcen, Kompetenzen und Grenzen mit den Frauen mögliche Lebensperspektiven erarbeitet, zielgerichtet geplant und umgesetzt.
Durch die durchgängige Präsenz (24 Stunden, Tag und Nacht) der Fachkräfte ist es möglich, die nicht oder noch nicht vorhandenen Ressourcen der Mütter auszugleichen, die Frauen kontinuierlich anzuleiten, zu begleiten oder zu unterstützen und bei Bedarf zur Sicherung des Kindeswohls jederzeit situativ und zeitlich begrenzt ersetzend tätig zu werden.
Die Herkunftsfamilien sowie Partner und/oder Kindsväter werden, wenn möglich und gewünscht, individuell in den Hilfeprozess mit einbezogen. Sie werden entsprechend dem Bedarf ebenfalls bei der Versorgung ihrer Kinder angeleitet und haben u.a. die Möglichkeit an Gesprächen innerhalb der Bezugspädagogik oder an Hilfeplangesprächen teilzunehmen.
Pädagogische Fachkräfte: Fachschule, Fachhochschule, Hochschule, wie Diplom/BA HeilpädagogInnen, SozialpädagogInnen oder ErzieherInnen z.T. mit Zusatzqualifikationen, ergänzt durch medizinisch ausgebildetes Personal: Gesundheits- und KinderkrankenpflegerInnen - im Tag- und Nachtdienst.
Aufnahmealter
Aufnahmealter:
Minderjährige und volljährige Schwangere und Mütter mit ihren Kindern ab dem 1. Lebenstag.
Eine Aufnahme ist ab der 32. Schwangerschaftswoche nach Bedarf und fallspezifisch auch früher möglich.
Das Inklusivpädagogische Intensivangebot für Mutter und Kind TANDEM richtet sich an Schwangere sowie Mütter mit ihren Kindern, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage sind, in einer eigenen Wohnung zu leben. Vielfach ist der Schutz, die grundlegende Versorgung und Förderung der Kinder nicht sichergestellt.
TANDEM steht Frauen mit und ohne Behinderung offen. In der Regel weisen sie Beeinträchtigungen im Bereich Lernen, der kognitiven und/oder ihrer sozial-emotionalen Entwicklung auf, weswegen sie für sich und ihr Kind ein geschütztes Umfeld und einen überschaubaren Rahmen benötigen.
Häufig sind dies:
Mütter, die aufgrund der eigenen Sozialisation einen besonderen Hilfebedarf haben
Frauen mit Beeinträchtigungen im Bereich Lernen und Intelligenz (leichte Intelligenzminderung), deren Ressourcen unklar sind,
Mütter, bei denen Unsicherheit besteht, ob sie ihre Mutterrolle angemessen annehmen und ausfüllen können,
Mütter, bei denen Unklarheit darüber besteht, ob das Kindeswohl durchgängig durch sie sichergestellt werden kann,
Mütter mit schwierigen psychosozialen und biographischem Hintergrund sowie
Mütter, die aufgrund von Gewalt-, Sucht- oder Verwahrlosungserfahrungen besonderen Halt und Orientierung benötigen.
Nicht aufgenommen werden Mütter, bei denen eine akute bzw. behandlungsbedürfte Schuchtmittel/Abhängigkeitsproblematik, eine stark ausgeprägte körperliche oder geistige Behinderung, klinisch-psychiatrisch behandlungsbedürfte Störungsbilder und/oder massive Gewaltbereitschaft vorliegen.
Ziele
Ziel der inklusivpädagogischen Intensivmaßnahme ist es, dass die Frauen in einem geschützten Rahmen in ihre Rolle als Mutter finden und das familiäre Zusammenleben erproben und erlernen können.
Sie werden durch die Begleitung und Anleitung der Mitarbeiterinnen dahingehend unterstützt und motiviert, ein möglichst eigenständiges und selbstbestimmtes Leben mit ihren Kindern führen zu können.
Dementsprechend wird im Hilfeprozess mit den Müttern daran gearbeitet, die vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen zu klären, zu stärken, zu fördern, zu erweitern und zu festigen sowie eine Perspektive nach dem Aufenthalt für Mutter und Kind zu entwickeln.
Diese Perspektivklärung und -entwicklung kann beinhalten, dass Mutter und Kind mittel- oder langfristig einen (geschützten und/oder stationären) Unterstützungsbedarf haben, in einer eigenen Wohnung mit oder ohne zusätzliche pädagogische Unterstützung leben können oder verschiedene Lebensorte und unabhängig voneinander weiterreichende Hilfeformen benötigen.
Ziele für die Mutter:
stabile und tragfähige Mutter-Kind-Bindung
gelingende Schwangerschaft und Entbindung
dem Bedarf des Kindes angemessene Erziehungskompetenzen der Mutter
angemessene (Weiter-)Entwicklung und Festigung der Persönlichkeit als Frau und als Mutter
angemessene Versorgung und Pflege des Kindes (Wickeln, Ernährung, Baden, Förderung, Erziehung, usw.)
durchgängige Sicherstellung des Kindeswohls durch die Mutter und entsprechende (Weiter-)Entwicklung der Selbstwirksamkeit der Mutter
möglichst selbstständige Tages- und Wochenstrukturierung für das Familienleben durch die Mutter
eigenverantwortliche und selbstbestimmte Lebensführung der Mutter mit ihrem Kind
Beschäftigung ober berufliche Tätigkeit
Klärung und Erarbeitung einer realistischen Lebensperspektive und Begleitung bei der Umsetzung der ersten Schritte zur Vorbereitung auf die Zeit nach der MaßnahmeZiele für das Kind:
Eine gesunde, leibliche, seelische und emotionale Entwicklung
Entsprechend ihrer Kompetenzen, individuellen Wahrnehmungs- und/oder Lernfähig-/Lerngeschwindigkeit (Informationsaufnahme bzw. -verarbeitung) werden die Mütter im Alltag situativ, in 1:1 Situationen in den unterschiedlichen Bereichen einzeln oder im Kontext einer Gruppe angeleitet, begleitet, beraten, unterstützt und gefördert.
Durch gezielte Einzelfördereinheiten werden die Mütter animiert und bestärkt, ihre Kinder altersentsprechend und adäquat zu beschäftigen und zu fördern.
In der Arbeit kommen unterschiedliche didaktische Ansätze und methodisches Vorgehen bzw. Hilfsmittel aus der Jugend- und der Behindertenhilfe zum Einsatz.
Die Frauen profitieren von der Kleinschrittigkeit sowie der Übersetzung in eine leichtere, für sie verständliche, Sprache bei der täglichen Anleitung und Hilfestellung sowie von der Fokussierung auf für ihr Lernen förderliche Wahrnehmungskanäle, wie z. B. mit ihnen entwickelte und vereinbarte Visualisierungshilfen.
Durch kontinuierliche Wiederholung und das Lernen am Modell wird Müttern mit kognitiver bzw. Beeinträchtigung in der Wahrnehmung sowie im Lernen die Möglichkeit eröffnet, das Wahrgenommene bzw. Erlernte soweit zu verinnerlichen und zu festigen, um dies auch zukünftig nutzen und auf ähnliche bzw. komplexere Situationen übertragen zu können.
Im Weiteren dienen Strukturierungs- und Bilanzierungstabellen der Visualisierung und Orientierung und werden zur gemensamen Reflexion genutzt.
Auch in schwierigen Situationen oder Krisen ist für die pädagogischen Fachkräfte handlungsleitend, durch ressourcen- und lösungsorientiertes Arbeiten und Vorgehen mit den Müttern, Möglichkeiten, Lösungen, Auswege und/oder Handlungsalternativen zu entwickeln und diese anzuleiten, um das Erleben von Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit im Bezug auf sich und ihr Kind zu ermöglichen sowie die eigenen Kompetenzen zu erweitern und zu festigen.